Bluthochdruck - Hypertonieleitlinie 2018

 

Unter Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) leiden ca. 30-45 % der Bevölkerung, wobei ältere Patienten häufiger betroffen sind als jüngere. Definiert wird der Bluthochdruck, in der zuletzt im Juni 2018 aktualisierten Europäischen Hypertonie Leitlinie, ab Werten von 140/90 mmHg.

Zusammen mit anderen Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Übergewicht, Nikotinkonsum) trägt er maßgeblich zur Entstehung von schwerwiegenden Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems bei.

Ursächlich spielen Faktoren wie Lebensalter, familiäre Vorbelastung, Stressbelastung im Alltag, Ernährungsweise u. Bewegungsmangel in der Mehrzahl der Fälle eine entscheidende Rolle. V.a. bei jungen Patienten müssen mögliche zugrunde liegende Erkrankungen (Schilddrüsenüberfunktion, Erkrankungen der Nebennieren, Schlafapnoe, Nierenarterienstenose) ausgeschlossen werden.

Unbehandelter Bluthochdruck führt an zahlreichen Organen zu Gefäßschädigungen und damit zur Beeinträchtigung der Organfunktionen. So kommt es bei anhaltender Druckbelastung der sehr feinen Netzhautgefäße zu deren Schädigung und zum Nachlassen der Sehfähigkeit (Hypertensive Retinopathie). Auch die Nieren sind nicht auf eine dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks ausgelegt. Sie reagieren mit erhöhter Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) und letztlich nachlassender Funktion (Hypertensive Nephropathie). Der Herzmuskel muss gegen den erhöhten Widerstand im Gefäßsystem arbeiten, was zur Herzvergrößerung und im Verlauf zur Beeinträchtigung der Pumpfunktion führt (Herzinsuffizienz). Als Arterielle Verschlusskrankeit (AVK) bezeichnet man Gefäßeinengungen an Gehirn, Herz und Extremtitäten (v.a. Becken u. Beine). Die Folgen sind verminderte Sauerstoffversorgung der Organe bis hin zum Schlaganfall oder Herzinfarkt. V.a. die Sterblichkeit nach Schlaganfällen hängt eng mit Bluthochdruck zusammen.

Bei leicht erhöhten Blutdruckwerten (140-160 mmHg = Hypertonie Grad 1) sollte zunächst der therapeutische Effekt sog. lebensstilmodifizierender Maßnahmen genutzt werden. Hierzu zählen v.a. Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, moderates Ausdauertraining und Nikotinkarenz. Ist dies nicht möglich, bzw. lässt sich hierunter kein Effekt erzielen sollte direkt mit einer medikamentösen Zweifachkombination (zwei Wirkstoffe in einer Tablette) begonnen werden. Die Wahl der Wirkstoffe hängt von Begleiterkrankungen und möglichen Nebenwirkungen ab.

Der Zielblutdruck unter Therapie wird in er aktuellen Leitlinie für alle Patienten mit <140/90 mmHg angegeben, wobei v.a. bei älteren Patienten ein größerer Ermessensspielraum vorliegt. Bei Patienten jünger als 65 Jahre werden Werte von 120-130/70-80 mmHg empfohlen. Die untere Grenze liegt bei 120/70 mmHg.

Die Diagnose „Bluthochdruck“ wird gestellt durch wiederholte Messungen in der Praxis, zu Hause oder mittels 24-Stunden-Blutdruckmessung. Letztere Methode erlaubt eine detaillierte Aussage des Blutdruckverhaltens im Tagesverlauf sowie in der Nacht und steht Ihnen in unserer Praxis zur Verfügung.

Die Auswertung und Besprechung der Ergebnisse erfolgt in unserer Sprechstunde. Die Entscheidung wann eine Therapie notwendig ist und welche Art der Medikation verwendet wird erfolgt stets gemeinsam mit unseren Patientinnen u. Patienten nach ausführlicher Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse.

 

 

Quellen:

Europäische Hypertonie-Leitlinie 2018: Ein Spiegel der schwierigen Datenlage.

Dtsch Arztebl 2018; 115(26): A-1267 / B-1070 / C-1062 Düsing, Rainer; Middeke, Martin