Sicher durch die "Zeckensaison" - Wichtiges zum Thema FSME und Borreliose - Teil 2

 

Die Borrelien (Borrelia burgdorferi)

 

Das spiralförmig gewundene Bakterium lässt sich in bis zu 30% der Zecken in Deutschland nachweisen. Da es sich im Darm der Insekten befindet steigt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung auf den Menschen mit der Dauer des Saugvorganges an (relevant nach 12 h). Ein frühzeitiges Entfernen kann somit die Übertragung verhindern.

Nach einem Zeckenstich lassen sich in bis zu 5 % der Fälle Antikörper gegen Borrelien im Blut von Patienten nachweisen.  Krankheitssymptome entwickeln jedoch nur 0,3-1,4 % der Betroffenen.

In Deutschland weisen außerdem bis zu 25% der Bevölkerung einen positiven Antikörpertiter auf. Dieser sog. „Durchseuchungstiter“ ist nicht mit einer Erkrankung gleichzusetzten. Insgesamt ist der positive Vorhersagewert, v.a. bei unspezifischen Symptomen (Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit) sehr gering und nicht zur Diagnose einer Borreliose geeignet.

 

Die Lyme-Borreliose beginnt mit einer kreisrunden, i.d.R. ringförmigen Hautrötung, ausgehend vom Zeckenstich. Diese sogenannte „Wanderröte“ (Erythema chronicum migrans) entspricht der Erregerausbreitung in der Haut und stellt mit 80% die häufigste Manifestation der frühen Borrelien Infektion (Stadium 1) dar. Die Diagnose erfolgt anhand des klinischen Befundes.

 

Erfolgt keine Therapie kann es nach mehreren Wochen zur Erregerausbreitung im Körper der Patienten kommen (Stadium 2). Hier steht das Krankheitsbild des sog. Bannwarth-Syndroms (Meningoradikuloneuritis) im Vordergrund. Die Lähmung einer Gesichtshälfte (fehlender Lidschluss und hängender Mundwinkel im Rahmen der sog. Fazialisparese) ist ein mögliches Symptom und v.a. bei Kindern bis zum Beweis des Gegenteils auf eine solche Infektion zurück zu führen. Körperstammbetonte Schmerzen entstehen durch die Entzündung der Nervenwurzeln der Spinalnerven. Zur Diagnose sind spezifische Untersuchungen notwendig um z.B. Entzündungszellen oder Antikörperproduktion im Liquor (Nervenwasser) nachzuweisen.

Die Entzündung des Herzmuskels (Karditis) ist vergleichsweise selten und präsentiert sich v.a. durch Herzrhythmusstörungen. Ausgeprägte Gelenkschwellungen v.a. einzelner großer Gelenke entsprechen der Lyme-Arthritis.

 

Der Übergang in das Stadium 3 (mehr als 6 Monate nach Infektion) führt zu chronischen Hautschäden. Die Haut v.a. an den Extremitäten wird pergamentartig dünn, Pigmentstörungen sowie schmerzhafte Missempfindungen und Juckreiz sind möglich (Bild der sog. Acrodermatitis chronica atrophicans). Die chronische Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kann zu verschiedenen neurologischen Symptomen (Lähmungen, Koordinationsstörungen, psychische Störungen) führen.

 

Um diese insgesamt seltenen Komplikationen zu verhindern ist eine leitliniengerechte Therapie in der Frühphase der Erkrankung notwendig. Hier orientieren wir uns an den allgemein empfohlenen und etablierten Therapieempfehlungen unter denen sich sehr gute Heilungsraten erreichen lassen.

 

Die Empfehlungen der „Deutschen Borreliose-Gesellschaft e.V.“ zur Diagnostik und Therapie (z.B. Zeckenanalyse auf Borrelien) sind insgesamt kritisch zu sehen und werden von uns nicht durchgeführt.

 

Quellen:

www.rki.de

Lyme Borreliose: Fallstricke bei Diagnose und Therapie. Fingerle, V. et al. Deutsches Ärzteblatt 112(23):2015

Lyme-Borreliose Aktueller Kentnisstand. Nau, R. et al. Deutsches Ärzteblatt 106(5):72–82 2009

S3 Leitlinie Neuroborelliose 2018 DGN